Im 1. Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres standen für die europäische Stahlindustrie im Umweltbereich weiterhin aus früheren Berichterstattungen bereits bekannte, zukunftsentscheidende Themen – etwa CO2-Emissionshandel, Steel Roadmap, Life Cycle Assessment (LCA) und die Revision der IED-Richtlinie (Industrial Emissions Directive) – im Vordergrund.
Nachdem nunmehr im Bereich des CO2-Emissionshandels die Bewertung aller nationalen Zuteilungspläne der Mitgliedstaaten durch die EU-Kommission erfolgt ist, zeichnet sich insgesamt ein deutliches Überschreiten der vorgesehenen kostenfreien Zuteilungen gemäß Emissionshandelsrichtlinie ab, was die allgemeine Verringerung der Zuteilungsmenge über einen „Korrekturfaktor“ mit sich bringt. Dies resultiert in einer signifikant höheren Belastung für die „erzeugende Industrie“. Für die voestalpine bedeutet es eine Zunahme des Beschaffungsbedarfs um etwa 50 % auf insgesamt nahezu 30 Millionen Zertifikate im Zeitraum 2013 bis 2020.
Die vom europäischen Stahlverband EUROFER präsentierte „Low Carbon Steel Roadmap“, die die Bedeutung des Werkstoffs Stahl in Zusammenhang mit dem Klimaschutz einerseits und andererseits mögliche Potenziale zur Verminderung von CO2-Emissionen aufzeigt, hat bislang nicht die erhoffte politische Reaktion generiert. Der europäische Stahlverband bemüht sich dennoch weiterhin, diese Roadmap in die Diskussion über die „2030-Ziele“ einzubringen. EUROFER hat daher diese „Low Carbon Steel Roadmap“ im September 2013 bei der Generaldirektion Klima der EU-Kommission präsentiert und zur Diskussion gestellt. Dabei konnten die Herausforderungen hinsichtlich Chancengleichheit im internationalen Wettbewerb zwar angesprochen werden, das Treffen wurde jedoch ohne konkrete Ergebnisse beendet.
Im Bewusstsein, dass vor diesem Hintergrund nur neue technologische Lösungen das in Europa angestrebte Low Carbon-Ziel zumindest ansatzweise ermöglichen werden, setzt die voestalpine neben dem Einsatz der besten verfügbaren Technik auf aktive Forschung an Umwelttechnologien für die Entwicklung CO2-ärmerer Stahlerzeugungsprozesse sowie zur Energierückgewinnung. Europa braucht zwar eine zukunftsorientierte und innovationsgetriebene Klimapolitik, aber auf Basis sowohl technologisch als auch wirtschaftlich erreichbarer Ziele – um Einvernehmen zu dieser Grundposition wird es in den weiteren Verhandlungen auf europäischer Ebene gehen.
In der 1. Hälfte des laufenden Geschäftsjahres wurde konzernweit erneut eine Reihe von Umweltaktivitäten gesetzt. Die Schwerpunkte lagen dabei in den Bereichen Luftreinhaltung, Wasserwirtschaft, Energieeffizienz und Lärmreduktion sowie Abfall- und Kreislaufwirtschaft. Im Bereich der Luftreinhaltung wurde in Linz, am größten voestalpine-Standort, zur Staubminimierung im Bereich Schrottplatz/Brennschneidanlage eine bestehende Absaug- und Filteranlage durch eine neue, effizientere Anlage ersetzt. Ebenfalls in Linz wird im Bereich der beiden kleineren Hochöfen an den Umschlagstellen von Koks auf den Transportbändern seit Kurzem ein Benetzungsmittel eingesetzt, um die diffusen Staubemissionen weiter zu minimieren. Bei Villares Metals S.A. (Brasilien) wurde zur Optimierung der Luftreinhaltung ein neues Filtersystem zur Reduzierung von Staubemissionen beim Elektroschlackeumschmelzprozess installiert. Die Buderus Edelstahl GmbH (Deutschland) ersetzte jüngst eine alte Strahlanlage durch ein effizienteres Aggregat und installierte dazu eine Trockenentstaubungsanlage. Zusätzlich wurde bei den Zunder-Fördereinrichtungen im Bereich der Freiformschmiede eine Absauganlage für die Umschlagstellen installiert. Die voestalpine Edelstahl GmbH (Österreich) setzte verschiedenste energieeffizienzsteigernde Maßnahmen einschließlich des Einbaus von zusätzlichen Messeinrichtungen für das Energiemonitoring um. Zur Vermeidung und Minderung von Lärm wurden in der Special Steel Division an den Standorten Kapfenberg, Villares und Wetzlar unter anderem neue Schalldämmungen und Lärmtunnel realisiert.
Im Bereich der Umweltmanagementsysteme wurde das neue Stahl Service Center in Rumänien erfolgreich nach ISO 14001 erstzertifiziert. In Anerkennung der besonderen Umweltbemühungen wurde vom österreichischen Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft der EMAS-Preis für die Umwelterklärung 2012 an die voestalpine Tubulars GmbH & CO KG überreicht.