Im Geschäftsbericht 2011/12 wurden die umfassenden Maßnahmen, die der voestalpine-Konzern zurzeit in allen wesentlichen Bereichen der Emissionsverminderung und der Ressourceneffizienz konsequent umsetzt, bereits ausführlich dargestellt.
Nachfolgend steht daher die aktuelle Entwicklung bei den wichtigsten umweltpolitischen Vorhaben auf nationaler und EU-Ebene im Vordergrund:
CO2-Emissionszertifikatehandel/Post-Kyoto-Regime: Nach Veröffentlichung der europäischen Benchmark-Werte für die Stahlindustrie im Zeitraum 2013 bis 2020 im Mai 2011 erfolgte die nationale Umsetzung in Österreich durch eine Verordnung des Umweltministeriums. Der festgelegte Zuteilungsmechanismus wurde in der Folge vom europäischen Stahlverband EUROFER und einer Reihe von Mitgliedsunternehmen, darunter der voestalpine AG, vor dem EU-Gerichtshof angefochten. Die im Juli 2011 eingebrachten Klagen waren insbesondere gegen die mit den heutigen technischen Möglichkeiten nicht erreichbaren spezifischen CO2-Emissionsvorgaben gerichtet. Der Europäische Gerichtshof hat die Klagen mit Beschluss vom 4. Juni 2012 ohne inhaltliche Prüfung aus formalen Gründen als unzulässig abgewiesen, gleichzeitig aber darauf hingewiesen, dass für jedes betroffene Unternehmen die Möglichkeit besteht, auf nationaler Ebene Beschwerde zu erheben. Derzeit werden die Erfolgsaussichten eines solchen Schritts geprüft, die angestrebte europäische Gleichbehandlung wird im Wege von Einzelfallentscheidungen allerdings kaum erreichbar sein.
Die „Roadmaps 2050“ stellen das zentrale Element der gesamten EU-Strategie für die Entwicklung einer „Low-Carbon-Economy“ dar. Sie streben bis zum Jahr 2050 vor allem die Verringerung der CO2-Emissionen innerhalb der EU um 80 % bis 95 % gemessen am Niveau von 1990, den Umstieg auf eine CO2-freie Stromerzeugung und den radikalen Umbau von Infrastruktur und Transportflotten an. Die konkrete Festlegung der Reduktionspfade zur Erreichung dieses Ziels sowie die Beurteilung auf Branchenebene stehen noch aus. Der europäische Stahlverband EUROFER hat beschlossen, bis Ende 2012 eine eigene sektorale Branchen-Roadmap für die europäische Stahlindustrie zu erstellen und dabei die Bedeutung des Werkstoffes Stahl für die europäische Gesellschaft sowie dessen Beitrag zum Klimaschutz aufzuzeigen. Wirksam werden die Beiträge der Stahlindustrie allerdings nur dann, wenn nicht schon vorher weitere preistreibende Eingriffe in den bestehenden EU-Zertifikatehandel und eine neuerliche drastische Verschärfung der Emissionsreduktionsziele erfolgen, denn damit würde ihr die Existenzgrundlage in Europa entzogen.
Life Cycle Assessment (LCA): Die umfassende Lebenszyklusbetrachtung (Life Cycle Assessment, LCA) rückt immer mehr in den Fokus von Kunden, Mitbewerbern und Entscheidungsträgern. In diesem Zusammenhang wird auch der Begriff „Ökobilanz“ verwendet. LCA ist eine systematische Analyse der Umweltauswirkungen von Produkten und Prozessen mit umfassender Betrachtung über den Lebenszyklus.
So werden über LCA sämtliche Auswirkungen während der Fertigung, der Nutzungsphase und der Entsorgung eines Produkts einschließlich des Recyclings auf Mensch und Umwelt betrachtet. Der entscheidende Vorteil von LCA ist, dass ökologischen Auswirkungen ganzheitlich betrachtet werden, anstatt nur punktuell einzelne Stufen zu untersuchen.
voestalpine unterstützt die politische Etablierung des Lebenszyklusgedankens und begleitet aktiv die Erstellung von entsprechenden europäischen und internationalen Regelwerken. Dies erfolgt derzeit vor allem durch Errichtung einer internen Arbeitsgruppe, die sich aus Vertretern der Divisionen Steel und Special Steel zusammensetzt und alle für LCA wesentlichen Unternehmensfunktionen wie Einkauf, Marketing, Produktion, Forschung, Verkauf und Umwelt umfasst. Aufgabe der Arbeitsgruppe sind einerseits die Beobachtung der Entwicklungen und die Koordination der verschiedenen LCA-Aktivitäten einschließlich des entsprechenden Datenmanagements sowie andererseits die aktive Beteiligung an LCA-Projekten im Rahmen nationaler und internationaler Arbeitsgruppen und Interessenvertretungen wie etwa EUROFER und World Steel Association.
In Bezug auf die bereits in den bisherigen Veröffentlichungen ausführlich behandelten Themenbereiche REACH (Verordnung zur Registrierung, Evaluierung, Autorisierung und Beschränkung von Chemikalien) und Industrieemissionsrichtlinie (IERL) 2010/75/EU wird auf Grund des im Wesentlichen unveränderten Standes auf die letzten Veröffentlichungen im Geschäftsjahr 2011/12 verwiesen.