Ausblick

      Das Geschäftsjahr 2022/23 endete – trotz einer zwischenzeitlich sehr verhaltenen Phase nach dem Sommer – in positiver  Stimmung, die der prognostizierten Wirtschaftsabschwächung bislang trotzt.

      Die weitgehende Überwindung der COVID-19-Pandemie, deutliche Entspannung in den internationalen Lieferketten und nicht zuletzt die Reduktion der europäischen Abhängigkeit von russischen Energieträgern in Rekordtempo tragen zu einer noch grundsätzlich positiven Stimmung bei.

      Auf der anderen Seite kann nicht ignoriert werden, dass der Krieg in der Ukraine unverändert tobt, wie auch insgesamt geopolitische Spannungen weltweit tendenziell zugenommen haben. Auch die Inflation in Europa und Amerika erweist sich als hartnäckiger als zunächst erwartet. Dementsprechend wird keine Umkehr des Zinserhöhungszyklusses der Zentralbanken dies- und jenseits des Atlantiks erwartet, obwohl bereits negative Auswirkungen im Bankensektor zu Tage treten.

      Da die Inflationsbekämpfung für die Zentralbanken oberste Priorität hat und sie diese durch eine Verlangsamung der Preis- und Nachfragedynamik zu erreichen versuchen, muss in zeitlicher Verzögerung grundsätzlich mit einer sich verlangsamenden Wirtschaftsentwicklung gerechnet werden.

      Die Erwartung an die Entwicklung der unterschiedlichen Wirtschaftsregionen wie auch einzelnen Marktsegmente gestaltet sich bisher aber sehr unterschiedlich.

      Ob sich das Wirtschaftswachstum in China im Geschäftsjahr 2023/24 aufgrund der Wiedereröffnung nach der strikten Null-COVID-Politik deutlich besser als im abgelaufenen Geschäftsjahr entwickeln wird, werden die kommenden Monate zeigen. Nordamerika befindet sich wie Europa noch in der Phase steigender Zinsen, weshalb in diesen Wirtschaftsräumen mit einer Verlangsamung der Nachfrage nach voestalpine-Produkten gerechnet werden kann. In Brasilien ist trotz der deutlich gesunkenen Inflation mit einer etwas nachlassenden Nachfragedynamik zu rechnen, was auf Unsicherheiten im Zuge des Regierungswechsels sowie rückläufige Exporte in einer global abkühlenden Konjunktur zurückzuführen ist.

      Auf Seiten der einzelnen Marktsegmente wird für die Konsumgüter- und Hausgeräteindustrie weiterhin eine relativ verhaltene Entwicklung erwartet. Im Bereich der Bauindustrie ist eine weitere  Abschwächung im Verlauf des Geschäftsjahres 2023/24 erwartbar. Die Automobilindustrie hingegen dürfte aufgrund der immer noch bestehenden Auftragsstände und der Verbesserungen in den internationalen Lieferketten eine weitgehend stabile Entwicklung auf dem aktuellen Niveau nehmen. Die Nachfrage aus dem konventionellen Energiebereich (Öl und Gas) wird für das Geschäftsjahr 2023/24 weiterhin auf gutem Niveau erwartet, wenn auch nicht mehr auf den Rekordhöhen des abgelaufenen Geschäftsjahres.

      Die Aufwärtstrends im Erneuerbaren-Energie-Segment und in der Luftfahrtindustrie sollten sich im Geschäftsjahr 2023/24 weiter fortsetzen.

      Im Bereich Eisenbahninfrastruktur, traditionell ein stabiles Marktsegment, wird über das Geschäftsjahr 2023/24 hinaus eine gute Nachfrage erwartet. Einerseits besteht in einigen Ländern Europas großer Investitionsbedarf und andererseits stützt der Trend zum Klimaschutz dieses Marktsegment weltweit langfristig.

      Unter der Prämisse keiner massiven wirtschaftlichen Verwerfung, ausgelöst von der Zinspolitik der Zentralbanken, sowie der Annahme keiner weiteren Eskalationsszenarien aus dem Ukraine-Krieg oder zusätzlicher geopolitscher Spannungen, erwartet der Vorstand der voestalpine AG für das Geschäftsjahr 2023/24 ein EBITDA in einer Bandbreite von 1,7 bis 1,9 Mrd. EUR.

      Linz, am 26. Mai 2023

      Der Vorstand

      Herbert Eibensteiner e. h. 

      Franz Rotter e. h.

      Franz Kainersdorfer e. h.

      Peter Schwab e. h.

      Robert Ottel e. h.

      Hubert Zajicek e. h.

      EBITDA (Earnings before Interest, Taxes, Depreciation and Amortization)
      Ergebnis vor Steuern, Anteilen nicht beherrschender Gesellschafter, Finanzergebnis und Abschreibungen.