Ausblick

Seit nunmehr über zwölf Monaten kennen die globalen Konjunkturerwartungen – abgesehen von einer kurzen Unterbrechung zu Jahresbeginn 2012 – nur eine Richtung, nämlich nach unten. Daran hat sich auch im Verlauf der Sommermonate nichts verändert, wie schon im letzten Quartalsbericht bleibt nur die ernüchternde Feststellung: „… auch aus aktueller Sicht bleiben die Konjunkturerwartungen auf breiter Front unter Druck.“ Die Wahrscheinlichkeit einer kurzfristigen Trendwende erscheint heute sogar geringer als in der ersten Jahreshälfte, zu sehr hat sich die konjunkturelle Abwärtsentwicklung auf breiter Front verfestigt.

Die europäische Konjunkturlage wird unverändert von der Schuldenkrise in den südlichen Ländern dominiert, deren Auswirkungen zuletzt auch bisher relativ stabile Volkswirtschaften in West- und Nordeuropa zunehmend zu spüren bekommen haben. Die Erwartungen in Bezug auf China pendeln für 2013 zwischen „soft landing“ und im besten Fall einer leichten Aufschwungtendenz, von Indien und Brasilien sind kurzfristig ebenfalls keine nennenswerten Wachstumsimpulse zu erwarten und in den USA droht die weiter wachsende Staatsverschuldung einen Konjunkturaufschwung zunehmend zu beeinträchtigen.

Aus den wichtigsten Industriebranchen sind in den nächsten Monaten ebenfalls keine entscheidenden Wachstumsimpulse zu erwarten: Die Bau- und Bauzulieferindustrie leidet nicht nur in Europa, sondern auch in Ländern wie China und Russland unter einer anhaltenden Auftragsschwäche, in der Automobilindustrie werden die Produktionserwartungen für 2013 mit Ausnahme der USA inzwischen auf breiter Front zurückgenommen, im Energiebereich kommt es sowohl bei konventionellen als auch alternativen Projekten in vielen Regionen zunehmend zu Verzögerungen und Verschiebungen. Nachdem auch aus der Hausgeräte- und Elektroindustrie zuletzt ebenfalls keine nennenswerten Wachstumsimpulse mehr kamen, wurde jüngst auch der Maschinenbausektor von einer deutlich nachlassenden Ordertätigkeit erfasst.

Vor diesem Hintergrund wirken sich die massiven strukturellen Überkapazitäten vor allem im europäischen Flachstahlbereich seit Jahresbeginn noch stärker als in den letzten Jahren aus. Bei einer nur mehr etwas über 70 % liegenden Auslastung der Branche führen sie zu anhaltenden wertvernichtenden Preiskämpfen mit entsprechenden Ergebnisauswirkungen auf die einzelnen Unternehmen. Konsequente technologische und qualitative Differenzierung zur Konkurrenz über eineinhalb Jahrzehnte ermöglicht der Steel Division des voestalpine-Konzerns heute auch in diesem Umfeld eine immer noch ansprechende Ergebnisentwicklung. Daran sollte sich auch in den nächsten Monaten auf Basis einer weitestgehend stabilen Vollauslastung – abgesehen von saisonalen Effekten in den Monaten Dezember und Jänner – nichts ändern.

Die Entwicklung der voestalpine-Gruppe weg vom „klassischen“ Stahlunternehmen hin zu einem führenden europäischen Verarbeitungs- und Technologiekonzern, das heißt die konsequente Verlängerung der Wertschöpfungskette in anspruchsvollen Nischenbereichen bis zu den Endkunden, macht auch in konjunkturell sehr schwierigen Zeiten eine vergleichsweise stabile und unzyklische Ergebnisentwicklung möglich. Auf die Divisionen Special Steel, Metal Engineering und Metal Forming entfallen im bisherigen Jahresverlauf rund zwei Drittel des konzernalen Geschäftsvolumens. Daran sollte sich auch im weiteren Verlauf des Geschäftsjahres nichts ändern.

Mit einem EBITDA von 730 Mio. EUR und einem EBIT von 441 Mio. EUR liegt der voestalpine-Konzern im bisherigen Verlauf des Geschäftsjahres auch exakt im Rahmen der ursprünglichen Erwartungen für 2012/13, nämlich einem operativen Ergebnis (EBITDA) von rund 1,5 Mrd. EUR und einem Betriebsergebnis (EBIT) von etwa 900 Mio. EUR. Im Hinblick auf die in den vergangenen Monaten massiv gewachsene Unsicherheit in Bezug auf eine weitere Verschlechterung des konjunkturellen Umfeldes sieht sich der Vorstand – nach einer entsprechenden Vorwarnung bereits im letzten Quartalsbericht – veranlasst, die Ergebniserwartung sowohl für EBITDA als auch EBIT um jeweils 100 Mio. EUR zurückzunehmen, sodass aus aktueller Sicht für das Geschäftsjahr 2012/13 von einem operativen Ergebnis (EBITDA) von etwa 1,4 Mrd. EUR und einem Betriebsergebnis (EBIT) von rund 800 Mio. EUR auszugehen ist.

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