Nur rund zwei Monate nach dem im Bericht über das Geschäftsjahr 2011/12 gegebenen Ausblick für 2012/13 ist es unmöglich, sich nicht zu wiederholen. So sehr es im Hinblick auf die damals wenig optimistischen Prognosen zu wünschen wäre – auch aus aktueller Sicht bleiben die Konjunkturerwartungen auf breiter Front unter Druck. Weder im regionalen noch dem sektoralen Ausblick ergeben sich gravierende Veränderungen.
Die Lage in Europa wird unverändert von den ungelösten Themen Schulden- und Eurokrise dominiert, das konjunkturelle Sentiment bleibt damit weiterhin gedrückt. Die Schwellenländer China, Indien und Brasilien zeigen vorläufig keine Tendenz, zu alter Wachstumsstärke zurückzukehren, und die Konjunkturerwartungen für die USA werden zunehmend relativiert. Auch in den wichtigsten Industriebranchen dominiert Skepsis in den Erwartungen für die 2. Jahreshälfte 2012: Die Bau- und Bauzulieferindustrie verharrt weiterhin auf ihrem schon seit Längerem bescheidenen Konjunkturniveau, in der Automobilindustrie werden die Produktionserwartungen für den Rest des Jahres nicht mehr nur im Massensegment zurückgenommen und auch der Energiebereich hat sowohl im konventionellen als auch im alternativen Sektor zuletzt deutlich an Dynamik verloren. Nach wie vor relativ stabil entwickelt sich die Nachfrage im Maschinenbau, der Luftfahrt und der Eisenbahninfrastruktur, im Vergleich zum Jahresbeginn leicht verbessert stellt sich die Marktsituation bei Hausgeräten und in der Konsumgüterindustrie dar.
Die europäische Stahlindustrie leidet mehr denn je unter massiven strukturellen Überkapazitäten insbesondere im Bereich Flachprodukte, die in Verbindung mit einer anhaltend schwachen Nachfrage bei gleichzeitig weiter sinkenden Rohstoffpreisen unverändert wertvernichtende Preiskämpfe zur Folge haben.
Der konsequente technologische und qualitative Differenzierungsprozess zur Konkurrenz im Verlauf der letzten 15 Jahre ermöglicht der Steel Division des voestalpine-Konzerns trotz dieses herausfordernden Umfeldes auch in den nächsten Monaten eine Vollauslastung der Kapazitäten bei einem immer noch ansprechenden Ergebnis.
Einmal mehr bestätigt sich im aktuellen Konjunkturumfeld aber die Richtigkeit der seit Jahren verfolgten konsequenten Politik in Richtung einer Verlängerung der Wertschöpfungskette in anspruchsvollen Nischenbereichen bis hin zu den Endkunden. Mit ihr hat sich der voestalpine-Konzern inzwischen vom Stahlhersteller zu einem führenden Verarbeitungs- und Technologiekonzern in zukunftsträchtigen Marktsegmenten entwickelt. Die sowohl vom Umsatz als auch dem Ergebnis her vergleichsweise stabile Entwicklung der durchwegs in solchen Segmenten tätigen Divisionen Special Steel, Metal Engineering und Metal Forming, die im 1. Quartal des Geschäftsjahres mehr als zwei Drittel des Umsatzes und annähernd 80 % des operativen Ergebnisses erwirtschaftet haben, sollte auch aus heutiger Sicht die schon zu Beginn des Geschäftsjahres angekündigte Wiederholung des bereinigten operativen Vorjahresergebnisses (EBIT) von rund 900 Mio. EUR ermöglichen. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass es im weiteren Verlauf des Geschäftsjahres nicht zu einer zusätzlichen Verschärfung des konjunkturellen Umfeldes – etwa im Wege einer Eskalation der Eurokrise oder eines nachhaltigen Konjunktureinbruchs in den Schwellenländern – kommt.