Wirtschaftliches Umfeld

Entwicklung der Weltwirtschaft

Mit Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 trat die globale Konjunktur in eine generell instabile und in Bezug auf die verschiedenen Wirtschaftsregionen auch sehr uneinheitliche Entwicklungsphase ein. Diesem anhaltend herausfordernden Umfeld konnte sich auch der voestalpine-Konzern im abgelaufenen Geschäftsjahr nicht entziehen.

Während in der ersten Phase des Geschäftsjahres 2011/12 in den meisten wichtigen Abnehmerindustrien und -regionen noch konjunktureller Optimismus überwog, waren die Märkte spätestens ab dem Herbst 2011 durch zunehmende Nervosität und spürbare Zurückhaltung sowohl in Bezug auf die konjunkturelle Erwartungshaltung als auch das generelle Bestellverhalten gekennzeichnet.

Mit den ersten Anzeichen einer eigentlich bereits seit Längerem erwarteten leichten Abkühlung der Dynamik in wichtigen Wachstumsregionen, insbesondere China und Brasilien, kam es zu einer massiven Verstärkung der Unsicherheiten über die weitere globale Konjunkturentwicklung – dies, obwohl beide Länder immer noch ein vergleichsweise hohes Wirtschaftswachstum aufweisen. In Nordamerika entwickelte sich die Wirtschaftslage gleichzeitig günstiger als erwartet, wogegen Europa gesamtwirtschaftlich – mit Ausnahme weniger exportorientierter Länder – im Jahresverlauf zunehmend schwächer und zuletzt sogar in Richtung Rezession tendierte.

Erschwerend kam hinzu, dass es der europäischen Politik bislang nicht gelungen ist, Griechenland wirtschaftlich zu stabilisieren, und die Verschuldungskrise gleichzeitig zunehmend auch auf Italien, vor allem aber Spanien übergriff, womit sich die wirtschafts- und finanzpolitische Instabilität Europas zusätzlich verschärfte.

Vor diesem Hintergrund zeigte die Realwirtschaft in Europa über den größten Teil des Jahres insgesamt noch einen vergleichsweise robusten Verlauf, der im Wesentlichen der stabil positiven Entwicklung in den meisten west- und nordeuropäischen Volkswirtschaften zuzuschreiben ist.

Entwicklung der wichtigsten Abnehmerbranchen

Die für den voestalpine-Konzern wichtigsten Abnehmerbranchen nahmen bis zum Spätsommer 2011 eine alles in allem recht solide, danach jedoch sehr uneinheitliche Entwicklung.

Das mit einem Anteil von rund einem Drittel am Konzernumsatz größte Kundensegment, die Automobilindustrie, war in der 1. Hälfte des Geschäftsjahres 2011/12 in Europa noch von einer insgesamt stabilen Nachfrage gekennzeichnet. Während die Premiumhersteller auch von der ab Herbst 2011 spürbaren Konsumzurückhaltung bislang unbeeinflusst blieben, machte sich im Volumensegment im weiteren Jahresverlauf ein deutlicher Nachfragerückgang bemerkbar, sodass sich in diesem Bereich auch die Auslastung der Automobilwerke teilweise rückläufig entwickelte.

Ein stabil guter Geschäftsverlauf auf anhaltend hohem Niveau prägte im Geschäftsjahr 2011/12 den traditionellen Energiebereich (Öl, Gas, Wasser), wogegen der jahrelange Aufwärtstrend der Alternativenergien (Wind, Solar) in Europa zum Erliegen kam.

Der Maschinenbau, traditionell stark exportgetrieben, zeigte im gesamten Jahresverlauf eine solide Entwicklung; Ähnliches gilt für die anteilsmäßig zwar noch kleine, aber insbesondere im Hochtechnologiesegment des Konzerns stark an Bedeutung gewinnende Luftfahrtindustrie.

Weniger erfreulich stellte sich hingegen die Entwicklung in den Branchen Haushaltsgeräte und Konsumgüterindustrie dar, die an den positiven Trend aus dem vorangegangenen Geschäftsjahr nicht mit der gleichen Dynamik anschließen konnten; beide Segmente waren von der im Jahresverlauf eintretenden Konjunktureintrübung vergleichsweise stark betroffen.

Zwar stabil, allerdings unverändert auf mäßigem Niveau stellte sich die Lage der Bauindustrie dar. Erste Signale einer Erholung in Osteuropa zu Beginn des Geschäftsjahres haben sich im weiteren Verlauf nicht bestätigt, eine nachhaltige strukturelle Erholung zeichnet sich insbesondere auf Grund der Restriktionen durch die angespannten öffentlichen Finanzen in vielen Ländern Europas jedenfalls nicht ab.

Im Bereich der Eisenbahninfrastruktur blieb die Nachfrage nach Weichen und Spezialschienen über das gesamte Geschäftsjahr 2011/12 stabil auf gutem Niveau. Negativ stellt sich allerdings die Entwicklung im Segment der Standardschienen dar, das durch steigende Kapazitäten, sinkende Preise und einen insgesamt äußerst aggressiven Wettbewerb europaweit massiv unter Druck geraten ist. Da sich auch auf längere Sicht keine Verbesserung der Perspektive abzeichnet, hat der voestalpine-Konzern im Frühjahr 2012 beschlossen, sich aus diesem Segment zurückziehen. Gleichzeitig erfolgt ein weiterer internationaler Ausbau der führenden Position im Bereich Spezialschienen.

Auf die einzelnen Divisionen des voestalpine-Konzerns hat sich das dargestellte Konjunkturumfeld im Geschäftsjahr 2011/12 sehr unterschiedlich ausgewirkt: Während die stark „downstream“ orientierten Divisionen Special Steel (bis 31. März 2012 Division Edelstahl), Metal Engineering (bis 31. März 2012 Division Bahnsysteme), Profilform und Automotive von üblichen saisonalen Schwankungen abgesehen sowohl umsatz- als auch ergebnismäßig ihr Vorjahresniveau zumindest halten konnten, blieb die stark gestiegene Mengen-, Preis- und Rohstoffkostenvolatilität im klassischen Stahlbereich nicht ohne Auswirkungen auf die Steel Division (bis 31. März 2012 Division Stahl).

Entwicklung der Stahlindustrie

Nachdem im Kalenderjahr 2011 noch ein Anstieg der weltweiten Rohstahlproduktion um etwa 7 % auf 1.491 Mio. Tonnen verzeichnet wurde, der ausschließlich durch einen weiterhin stark wachsenden Stahlbedarf außerhalb Europas bedingt war, blieb das Produktionsniveau im 1. Kalenderquartal 2012 erstmals seit Langem auch global gesehen lediglich konstant.

Diese Entwicklung spiegelt einerseits die aktuelle Verunsicherung über das Ausmaß des weiteren Wachstums einiger der großen asiatischen Volkswirtschaften (China, Korea, Japan) wider und ist andererseits auch Ausdruck der seit Herbst 2011 deutlich geringeren Nachfrage in Europa, die wiederum zu einer rückläufigen Auslastung der meisten europäischen Stahlwerke führte. Der von einer Reihe von Herstellern des Commodity-Segments zur Gegensteuerung unternommene Versuch, das eigene Produktionsniveau über einen intensiven Preiskampf am Spotmarkt zu stabilisieren, blieb erfolglos. Zusätzlich wurde die negative Preisspirale ab Herbst 2011 durch rückläufige Rohstoffpreise, die von den Kunden als kurzfristige Preisnachlässe eingefordert werden, sogar noch weiter verschärft.

Als einzige Region wies Nordamerika 2011 eine durchwegs positive und von den globalen Turbulenzen unbeeindruckte Entwicklung auf; die dortige Stahlindustrie konnte auf Grund der wirtschaftlichen Dynamik in den USA ihre hohen Wachstumsraten des Vorjahres auch zu Beginn des Kalenderjahres 2012 fortschreiben.

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