Klimaneutral bis 2050 – so lautet das im Green Deal der Europäischen Union festgelegte Klimaziel. Entsprechend hoch ist der regulatorische Druck auf die europäische Stahlindustrie, die aktuell über 6 % der EU-weiten CO2-Emissionen aus fossilen Energieträgern verursacht. Auch auf den Märkten, speziell in der Automobilindustrie, wird in den letzten Jahren die Forderung nach möglichst klimaneutral hergestellten Stahlprodukten immer lauter.
Mit greentec steel verfolgt die voestalpine einen ambitionierten Stufenplan zur langfristigen Dekarbonisierung der Stahlerzeugung. Als ersten Schritt bietet der Konzern nun alle Flachstahlprodukte, die von der in Linz angesiedelten Steel Division produziert werden, auch in einer CO2-reduzierten Ausführung an. Diese direkte CO2-Einsparung von rund 10 % gegenüber der konventionellen Produktionsweise wird durch Anpassungen der Reduktionsmittel und des Rohstoffmixes sowie durch die Umstellung auf reinen Ökostrom erreicht. Gleichzeitig bleibt der hohe Qualitätsanspruch, den die Kunden an die Werkstoff- und Verarbeitungseigenschaften haben, gewahrt. Es gibt dafür bereits Kundenaufträge, und auch für die Zukunft zeichnet sich eine hohe Nachfrage nach anspruchsvollen Stahlprodukten in der „greentec steel“- Edition, wie z.B. warmgewalzte Stahlbänder, isovac Elektrobänder oder phs-ultraform, ab.
Als nächster signifikanter Schritt im voestalpine-Stufenplan können durch einen teilweisen Ersatz der bestehenden Hochofenroute durch eine Hybrid-Elektroofenroute bis 2030 die CO2-Emissionen bei der Stahlproduktion um ein Drittel reduziert werden. Für die Elektroofenroute, mit der zukünftig hochqualitativer Stahl CO2-neutral hergestellt wird, sind Schrott, flüssiges Roheisen und Eisenschwamm („HBI“) die wichtigsten Vormaterialien. Durch intensive F&E-Tätigkeit auf dem Gebiet der Werkstofftechnik stellt die voestalpine sicher, dass künftig auch mit einem geänderten Rohstoffmix die gewohnt hochwertigen Stahlqualitäten erzeugt werden können.
Parallel dazu forscht der voestalpine-Konzern intensiv an sogenannten „Breakthrough-Technologien“, um langfristig den Einsatz von grünem Wasserstoff im Stahlerzeugungsprozess sukzessive zu erhöhen und so bis 2050 die gesamte Stahlproduktion der voestalpine CO2-neutral zu bewerkstelligen. Alle geplanten Tests an der Wasserstoffelektrolyseanlage wurden erfolgreich absolviert. Die Erzeugung von Wasserstoff mittels Elektrizität in einer Elektrolyseanlage ist ein typischer Anwendungsfall der Sektorenkopplung. Aktuell wird die Anlage am Standort Linz als Regelreserve zur Stromnetzstabilisierung betrieben.
Diverse weiterführende Projekte zum Wasserstoff- und CO2-Management wurden gestartet. Untersucht werden etwa die Abscheidung von CO2 mit nachfolgender Speicherung (Carbon Capture and Storage; CCS) oder Verwendung (Carbon Capture and Utilization; CCU) sowie der Einsatz von Wasserstoff als Reduktionsmittel in metallurgischen Prozessen. Im Rahmen von SuSteel (Sustainable Steel), dem Grundlagenprojekt zur direkten Stahlherstellung mithilfe von Wasserstoffplasma, wurde eine Pilotanlage am Standort Donawitz erfolgreich in Betrieb genommen. Auch in der Hyfor-Pilotanlage von Primetals, wo Eisenerz-Feinmaterial mittels Wasserstoff zu Eisenschwamm reduziert wird, ist der Batchbetrieb erfolgreich angelaufen.