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Ausblick

War die konjunkturelle Entwicklung in der 1. Hälfte des Geschäftsjahres 2018/19 noch überwiegend durch Stabilität und ein positives Sentiment geprägt, brachte der Beginn der 2. Jahreshälfte vor allem in Europa eine Eintrübung der gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Getrieben wurde die negative Dynamik zum einen durch steigende Rohstoff- und Energiepreise, zum anderen erstmals aber auch durch deutlich spürbare Negativeffekte infolge der globalen handelspolitischen Auseinandersetzungen, welche im weiteren Jahresverlauf auch zunehmend die Wirtschaftsentwicklung in China unter Druck brachten. Spätestens mit dem 3. Quartal des vergangenen Geschäftsjahres trat darüber hinaus eine Wende im mehrjährigen Aufwärtstrend in einer Reihe von Industriebereichen ein. Hauptsächlich betroffen waren die am Ende einer längeren Aufschwungsphase stehende Automobilindustrie, die zusätzlich unter dem Druck eines neuen EU-Abgastestverfahrens litt, die Konsumgüter- und Elektroindustrie sowie – bedingt durch einen phasenweise schwächeren Ölpreis – der Öl- und Gasausrüstungssektor. Gegen Ende des Geschäftsjahres verloren zusätzlich einige Segmente der Maschinenbauindustrie an Dynamik, wogegen sich die Bauindustrie sowie der Flugzeug- und Bahninfrastrukturbereich anhaltend stabil auf solidem Niveau entwickelten. Regional gesehen zeigten sich die EU, aber auch China seit Ende 2018 in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung deutlich stärker unter Druck als noch vor zwölf Monaten, wogegen sich der USMCA-Raum stabil auf hohem Niveau hielt und Brasilien auf einen vorsichtigen Wachstumskurs einschwenkte.

Im Verlauf der ersten Monate des Geschäftsjahres 2019/20 veränderte sich dieses Bild wenig. Allerdings wurden die OECD-Wachstumserwartungen für die meisten Wirtschaftsregionen der Welt neuerlich zurückgenommen, wenngleich nicht von Rezessionsszenarien – jedenfalls nicht auf breiter Front – ausgegangen wird. Nach wie vor zunehmende Handelsbeschränkungen zwischen den großen Wirtschaftsblöcken, Sanktionsmechanismen zwischen einer Reihe von Ländern und damit unverändert anhaltende protektionistische Tendenzen in den globalen Wirtschaftsbeziehungen bilden nicht unbedingt eine vielversprechende Basis für einen raschen konjunkturellen Turnaround. Die europäische Wirtschaft befindet sich nach einer längeren Boomphase aktuell in einer zyklischen Trendwende, beschleunigt durch anhaltende „Brexit“-Diskussionen und länderspezifische Konjunkturschwächen vor allem im Süden und Osten des Kontinents. Die chinesische Wirtschaft ist nach einem über Jahrzehnte dauernden massiven Wachstum erstmals mit Sättigungstendenzen in einzelnen Sektoren konfrontiert und verschärft damit den globalen Expansionsdruck kontinuierlich, was zunehmend kritische Effekte in anderen Volkswirtschaften nach sich zieht. Die USA, aber auch Nordamerika bzw. der USMCA-Raum insgesamt profitieren bisher vom stark protektionistischen Selbstverständnis der US-Administration und der von Präsident Trump initiierten Steuerreform. Dieses Momentum scheint aber zunehmend im Auslaufen begriffen.

Unabhängig von solchen geopolitischen und regionsspezifischen Aspekten dominiert in der Entwicklung der konjunkturentscheidenden Industriesegmente weiterhin eine uneinheitliche und alles in allem verhaltene Tendenz: So steht etwa einer nach wie vor stabilen Entwicklung des Bausektors eine vor allem – aber nicht nur – in Europa unter deutlichem Druck stehende Automobilindustrie gegenüber. Irgendwo zwischen diesen Antipoden angesiedelt sind die Öl- und Gasindustrie sowie der Maschinenbaubereich, dessen Segmente sich ähnlich dem Konsumgütersektor untereinander wiederum in ihrer Entwicklung sehr unterschiedlich darstellen.

Verschärft wird die konjunkturelle Intransparenz noch durch teilweise erratische, d. h. nicht vorhersehbare Entwicklungen im Rohstoffbereich wie etwa bei Eisenerz, wo die Preise zuletzt im Monatstakt um bis zu 10 % zugelegt haben, in Europa überdies begleitet von binnen Jahresfrist auf mehr als das Doppelte gestiegenen CO2-Kosten. Dass vor diesem Hintergrund Stahlhersteller angekündigt haben, ihre Kapazitäten um mehrere Millionen Tonnen zu kürzen, sollte nicht verwundern, aber als klares Zeichen für den Ernst der Lage in einzelnen Branchen gewertet werden.

Der Vorstand der voestalpine AG arbeitet intensiv daran, 2019/20 trotz weiter wachsender wirtschaftlicher Unwägbarkeiten eine – gemessen am abgelaufenen Geschäftsjahr – stabile Entwicklung des operativen Ergebnisses (EBITDA) zu erreichen. Größte interne Herausforderung ist dabei die Abarbeitung der operativen Themen in den US-Werken, um die anspruchsvollen Volumensteigerungen zu begleiten.

Bestimmend für die wirtschaftliche Gesamtentwicklung wird aber sein,

  • in welchem Umfang handelspolitische Maßnahmen die weltweiten Warenströme in den nächsten zwölf Monaten weiterhin künstlich beeinflussen werden,
  • wie weit die Entwicklung der globalen Rohstoffindustrie auch künftig weniger durch Angebot und Nachfrage als durch anderweitige, schwer nachvollziehbare Kriterien bestimmt wird,
  • welche Auswirkungen die neuerlichen Abgastests und die politischen Diskussionen über die Automobilkonzepte der Zukunft auf das Konsumentenverhalten in Europa, aber auch darüber hinaus haben werden und
  • last, but not least, welche Entwicklung die europäische Wirtschaft im Zusammenhang mit einem geregelten oder ungeregelten „Brexit“ nehmen wird.

All diese Faktoren liegen nicht im Einfluss- und Entscheidungsbereich des Unternehmens, sodass eine über die oben erwähnte Indikation hinausgehende Guidance für das Geschäftsjahr 2019/20 einer realistischen Basis entbehren würde.

Linz, am 28. Mai 2019

Der Vorstand

Wolfgang Eder

Herbert Eibensteiner

Franz Kainersdorfer

Robert Ottel

Franz Rotter

Peter Schwab


Über voestalpine

Die voestalpine ist ein in seinen Geschäftsbereichen weltweit führender Technologiekonzern mit kombinierter Werkstoff- und Verarbeitungskompetenz. Mit ihren qualitativ höchstwertigen Produkt- und Systemlösungen aus Stahl und anderen Metallen zählt sie zu den führenden Partnern der Automobil- und Hausgeräteindustrie sowie der Luftfahrt- und Öl- & Gasindustrie. Die voestalpine ist darüber hinaus Weltmarktführer bei kompletten Bahninfrastruktursystemen sowie bei Werkzeugstahl und Spezialprofilen.

Fakten

50 Länder auf allen fünf Kontinenten
500 Konzerngesellschaften und -standorte
52.000 Mitarbeiter weltweit

Ergebnis GJ 2018/19

€ 13,6 Mrd.

Umsatz

€ 1,6 Mrd.

EBITDA

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